Standort: Mongonisi Bay Insel Paxos
39°10’917N / 020°12’293E
Manchmal frage ich mich, ob Zeit in Griechenland einfach schneller vergeht als andernorts. Das Wasser ist angenehm kühl, der Wind meist aus NW und selbst in der Hochsaison finden wir fast immer einen guten Platz zum Ankern. Seit unserer Ankunft in Griechenland haben wir keinen Hafen von innen gesehen wir haben eine Ankerroutine entwickelt. Nur wenn der Süsswassertank sich leert, machen wir an Land fest. Unsere 300 Liter reichen für etwa zehn Tage, und dank unseres UV-Filters können wir das Wasser sogar bedenkenlos trinken.
Unsere wahre Achillesferse ist nicht das Wasser, sondern der Abfall. Zum Glück ist das Entsorgen in Griechenland meist kein Problem. Mit unserem Dinghy sind wir ohnehin so mobil wie andere mit einem Auto, nur eben mit Meeresblick. An Land nehmen wir auch immer unsere elektrische Zahnbürste mit. Da wir ohne Landstrom kein 220-Volt-Netz an Bord haben, muss sie eben beim Apéro in der Bar aufgeladen werden. Die Griechen nehmen das stoisch hin. Noch nie hat uns jemand das Gefühl gegeben, komisch zu sein, auch wenn unsere Zahnbürste mittlerweile schon die Aussicht von so manchem Bartresen genossen hat 😉 Neben ihr ist nur noch unser akkubetriebener Stabmixer im 220-Volt-Club. Auch er muss, deutlich seltener, ans Ladegerät. Wenn wir allerdings mit beiden im Gepäck unterwegs sind, sehen wir vermutlich aus, als wären wir auf einer seltsamen Mission.
Unsere Pläne für den Herbst sind inzwischen konkreter. Das Mittelmeer ist traumhaft, Griechenland hat uns mit seiner Freundlichkeit und Gelassenheit verzaubert. Hier müssen wir nichts abschliessen, nichts wegsperren. Es herrscht eine friedliche Grundstimmung, ganz anders als in manchen Häfen Italiens. Und doch zieht es uns wieder in den Norden. Warum? Schwer zu sagen. Wir können nur sagen, dass wir ein deutliches Flüstern im Bauch und im Herzen hören….
Im Herbst wollen wir nach Südfrankreich segeln und den Winter in Port Napoléon verbringen. Dort warten sicher wieder ein paar Arbeiten am Schiff. Wenn das Wetter passt, werden wir im Frühjahr mit Rosalie über Rhône, Saône, Mosel, Rhein, Mittellandkanal und Elbeseitenkanal zurück in die Ostsee tuckern. Ich freue mich jetzt schon auf diese Reise.
Der August hat uns überrascht. Er ist noch voller als der Juli und leider auch mit einer Prise mehr Rücksichtslosigkeit. Heute zum Beispiel wäre beim Frühstück beinahe eine Schwimmerin von einem Dinghy erfasst worden. Der Fahrer hatte sie gesehen, ignorierte sie aber einfach. Als gehöre das Wasser allein dem Stärkeren. Zum Glück traf das Boot sie nur mit dem Bug, nicht mit dem Motor. Solche Momente machen mich nachdenklich.
Ist es Dummheit? Überforderung? Oder der Spiegel einer Welt, in der das Recht des Stärkeren wieder salonfähig geworden ist?
Wir versuchen, ein Gegengewicht zu setzen: freundlich sein, Geduld üben, Verständnis zeigen, selbst wenn es bedeutet, nach einem langen Segeltag noch eine Bucht weiterzufahren, weil jemand seinen Anker genau dort fallen lässt, wo wir eigentlich bleiben wollten. Remo sagt dann: «Es gibt zwei Möglichkeiten. Entweder wir suchen uns einen anderen Platz, eine andere Zeit, eine andere Lösung, oder wir suchen die Konfrontation, kommen nicht weiter und sind am Ende nur frustriert.»
Also üben wir uns in Gelassenheit. Wir schütteln den Kopf, atmen tief durch und vertrauen darauf, dass die nächste Gelegenheit schon irgendwo auf uns wartet. Vielleicht sogar schöner als die, die wir gerade losgelassen haben.
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Hans Kilchenmann (Mittwoch, 13 August 2025 17:54)
Immer super gschribe! Das git äuä scho bau äs Buech vo öine Reisebrichte. Heits guet. Härzlechi Grüess Hans
Löffel Theres (Mittwoch, 13 August 2025 21:21)
Dir Zwöi gseht so zfride u glücklech us. Drücke öich dr Dume dass das immer si blibt.
Schicke öich Föteli vo mine säubergmachte Bänkli wo ig grad ha müesse dra dänke wo ig ds Föteli vo öich ha gseh. Witerhin. Vili tolli Erläbniss u immer ä Hand vou Wasser unger am Kiel. Liebi Grüess