Standort: Bucht vor Parga
39°16'925 N 020° 23'414 E
Wir sind nun schon einige Tage in Griechenland und sehr glücklich darüber. Was wir bisher gesehen haben, ist schlicht zauberhaft. Die Inseln Korfu, Paxos und Antipaxos zeigen sich von ihrer schönsten Seite. Reizvolle Landschaften, zahlreiche geschützte Buchten und ein Meer, das nicht nur deutlich kühler ist als in Süditalien, sondern vor allem so klar, dass wir es kaum glauben können. Auf 12 Meter Tiefe lassen sich noch einzelne Steine erkennen! Ganz so, als würde man durch Glas in eine andere Welt blicken.
Wir haben für uns entschieden, bis mindestens September in Griechenland zu bleiben. Ganz ohne Meilenziele, ohne Zeitdruck. Einfach von Bucht zu Bucht treiben, mit dem Wind und der Stimmung, und dabei die Langsamkeit doch noch etwas zu kultivieren. 😉
Heute ankern wir in der Bucht von Parga. Ein Ort, der für uns ganz besondere Erinnerungen birgt. Im September 2010, vor fast genau fünfzehn Jahren, haben wir hier unsere Hochzeitsferien verbracht. Damals war es einfach eine Woche Wärme, Ruhe und Zweisamkeit, mehr wollten wir nicht. Dass wir einmal mit unserem eigenen Boot an genau diesen Ort zurückkehren würden, hätten wir uns nie träumen lassen.
Parga hat uns schon damals gefallen, dieses malerische Städtchen mit seinen verwinkelten Gassen, den bunten Häusern, die sich an den Hang schmiegen, und dem Licht, das bei Sonnenuntergang die ganze Bucht in Gold taucht. Es war nie ein Sehnsuchtsort, kein Ort, den wir unbedingt wiedersehen mussten… und doch sind wir wieder hier. Vielleicht ist genau das die Magie von Parga: Es ruft nicht laut, aber es bleibt.
Heute Abend wollen wir an Land gehen, durch die Gassen schlendern, Erinnerungen auffrischen und nachsehen, ob das kleine Restaurant da oben auf dem Hügel, in dem wir damals so gerne gegessen haben, noch existiert. Diesmal gönnen wir uns sogar das Wassertaxi. Es verbindet die beiden Buchten Pargas. Die westliche mit den Hotelanlagen und die östliche, in der sich die Altstadt wie ein Amphitheater zum Meer hin öffnet, getrennt durch eine felsige Nase. Vor 15 Jahren sind wir noch marschiert, um das Geld zu sparen. Heute nehmen wir uns das Vergnügen. Das führt zum zweiten Thema, fas uns in den letzten Tagen ebenfalls beschäftigt.
Der zur Schau gestellte Reichtum, dem wir im Mittelmeer regelmässig begegnen. In fast jeder Bucht (auch in den ganz kleibeb) begegnen wir Jachten, die in ihrer Grösse und Ausstattung alles übersteigen, was wir für normal gehalten haben. Motorjachten mit bis zu 150 Fuss Länge, mit Bordcrews von zehn bis fünfzehn Menschen, schwimmende Paläste, die für eine Woche bis zu einer halben Million Euro kosten.
Und mit diesem Mass an Luxus geht oft auch ein entsprechendes Auftreten einher. Platz wird selbstverständlich beansprucht, Rücksichtnahme ist selten. Die permanent laufenden Generatoren, die Jetskis, die stundenlang zur Bespassung der Gäste in der Bucht kreisen, das nächtliche Ankern oder Ablegen, damit man beim Frühstück in einer anderen Kulisse sitzt. All das geschieht ohne Blick nach aussen.
Was in seiner Erscheinung schon übertrieben wirkt, bekommt einen noch bittereren Beigeschmack, wenn man bedenkt, wie viele Menschen in diesen Regionen wirtschaftlich am Rand leben und wie viele andere Menschen versuchen, über eben dieses Meer dem Elend zu entkommen. Während an einem Ufer das Geld überfliesst, riskieren Menschen am anderen Ufer ihr Leben für die Aussicht auf ein Minimum an Perspektive.
Dieser Kontrast macht nachdenklich. Und demütig.
Wir wissen, wie viel Glück wir haben, hier zu sein mit unserem kleinen Schiff, selbst bestimmt, mit Zeit im Gepäck und ohne festen Plan. Und trotzdem ankern wir an denselben Plätzen wie die Superjachten. Wir teilen denselben Sonnenuntergang, dasselbe Meer, denselben Wind. Vielleicht ist das unser stiller Luxus. Einer, der sich nicht messen lässt, aber tief wirkt.
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Anna (Dienstag, 22 Juli 2025 18:04)
So schön gschriebe, liebi Malu…..
genau so isches! Au dä Überfluss und glich arm im Gmüet.
Da bi ig dankbar für mis chline Hüttli ganz allei.
Parga isch wunderschön, i bi dert vor über 25 Jahr mit mine Chind aus Höckli drei Wuche i de Ferie gsi. Ganz ire eifache Pension.
Herrlech gsi, jitz begleite ig öich dür die schmale Gässli………
Wunderbari Tage dert, liebi Malu u Reto
Liebi Grüess
Anna
Ernst (Dienstag, 22 Juli 2025 18:08)
Herzlichen Dank für den wunderbaren Text und die Bilder. Schön, dass ich an euer Segelzeit auf diese Weise teilhaben kann. Weiterhin alles Gute euch beiden und dir Malu nachträglich alles Gute zum Geburtstag �
Liebgruss Ernst