Position: 40°55’319N / 009°30'354E
Teil 1 – Sonne, Wind und Behördenlogik: Willkommen im Archipel der Bürokratie
Eine Woche lang hatten wir Besuch von Samuel, was sollen wir sagen: Es war wie Urlaub im Urlaub. Drei Leute auf einem Boot, Sonne satt, Wind im Haar (😉) und die Segel prall gefüllt. Das Wetter zeigte sich von seiner Schokoladenseite: tagsüber perfekter Wind für’s Segeln, nachts absolute Flaute. So konnten wir wunderbar ruhig schlafen, ohne dass uns störende Wellen den Schlaf geraubt hätten.
Unser Revier: das Maddalena-Archipel. Ein echtes Juwel im Mittelmeer, geschützt durch einen Nationalparkstatus und leider auch durch eine Reihe seltsamer Vorschriften. Zum Beispiel darf man nur mit einem Permit (auch bekannt als „Eintrittskarte für Natur“) in diesen Gewässern segeln. Ankern? Ja, aber bitte nur tagsüber. Nachts ist das aus Artenschutzgründen strengstens verboten. Warum genau? Keine Ahnung. Vielleicht schlafen die Fische dann schlechter. 🤷♂️
Dafür scheint Diesel im Meer offiziell zum Ökosystem zu gehören – zumindest laut Tankstelle in Maddalena, wo der Hafen in den Farben eines psychedelischen Regenbogens schimmerte. Wenn schon Umweltschutz, dann bitte mit Stil.
Auch das Thema Müll wurde kreativ gelöst. Die Devise: „Wir sind nicht verantwortlich für euren Abfall, viel Erfolg beim Improvisieren!“ Kein Wunder also, dass mancher Müll auf eher naturschädliche Weise verschwindet. Aber hey, Hauptsache, nachts wird nicht geankert. Prioritäten, Leute!
Trotz allem: Das Maddalena-Archipel ist landschaftlich ein absoluter Traum. Türkisblaues Wasser, weisse Strände, und Buchten, die direkt aus einem Werbeprospekt für das perfekte Leben stammen. Leider scheint sich das herumgesprochen zu haben, die Anzahl der Boote hat sich in den letzten zwei Wochen gefühlt verdreifacht. Bald muss man wohl einen Liegeplatz reservieren, bevor man überhaupt aus dem Hafen fährt.
Teil 2 – Begegnungen, die bleiben
Seit Samstag sind wir nun in Olbia. Gestern Abend wurden wir spontan zum Essen eingeladen, einfach so. Ulrich, ein Katamaran Eigner aus Berlin mit Vergangenheit im Tessin, hat für uns und eine Freundin Poulet auf dem Grill zubereitet. Es war ein Abend voller Lachen, Gesprächen und dieser besonderen Wärme, die entsteht, wenn Menschen sich offen begegnen.
Solche Begegnungen berühren. Man teilt Momente, Geschichten, Lebenseinblicke, ohne sich vorher jahrelang zu kennen. Irgendwie geht es unterwegs oft schneller. Nicht oberflächlich, sondern direkt zum Wesentlichen. Warum das so ist, wissen wir nicht. Vielleicht liegt es an der Freiheit des Reisens, an der Offenheit, die man in sich trägt, wenn man unterwegs ist.
Zu Hause würden wir wohl kaum jemandem nach fünf Minuten Plausch am Gartenzaun zum Abendessen einladen. Auf Reisen aber passiert genau das – und es fühlt sich nicht seltsam an, sondern richtig. Diese kleinen, unerwarteten Begegnungen machen das Unterwegssein zu etwas Grösserem. Sie füllen es mit Tiefe, mit Menschlichkeit und mit Geschichten, die bleiben.
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