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Mehr Mittelmeer

Standort: Cala d’Hort, Ibiza

38°53’371N / 001°13'350E

Seit Mitte März sind wir wieder unterwegs. Die Ankerwinde läuft einwandfrei und hat ihre Feuertaufe längst bestanden. Unsere Reise führte uns zunächst nach Alicante und vor zwei Tagen schliesslich nach Ibiza. Die Sonne lacht vom Himmel, doch die Temperaturen überraschen uns! Wir hatten das Mittelmeer im Frühling irgendwie wärmer in Erinnerung. Drei Mal habe ich die Decken bereits weggepackt, jedes Mal im optimistischen Glauben, dass der Frühling nun endgültig angekommen sei; nur um sie am nächsten Abend beim Lesen im Salon doch wieder hervorzuholen.

 

Und sonst? Wie fühlt es sich an, dieses Mittelmeer?

 

Wir sind noch nicht ganz angekommen. Immer wieder sagen wir uns, dass wir dem Ganzen eine echte Chance geben wollen. Es ist anders, ganz anders als die Ostsee, die Nordsee, der Atlantik. Hier scheint Seemannschaft weniger im Fokus zu stehen. In jedem Hafen helfen Marineros beim Anlegen, doch was sie mit den Leinen tun, die wir ihnen übergeben, ist nie ganz klar und oft auch gar nicht das, was wir tun möchten! Auch das Festmachen mit Grundleinen will noch nicht so recht zur Routine werden, ganz zu schweigen von der anschliessenden Sauerei an Deck.

Die Buchten – insbesondere hier auf Ibiza – sind traumhaft schön, doch die vielen Vorschriften beim Ankern erzeugen nicht gerade ein Gefühl der Freiheit. Hinzu kommen die ersten Touristenboote, jedes mit seiner eigenen musikalischen Untermalung. Gestern Abend dröhnte ABBA aus einem, italienische Canzoni aus einem anderen, während der Beachclub in der Bucht das Ganze mit Technobeats abrundete. Diese Lebendigkeit ist noch ungewohnt. Aber gut, wir sind früh in der Saison, mit etwas Glück wächst unsere Gelassenheit mit der steigenden Besucherzahl.

Neulich habe ich Remo gefragt, worin eigentlich der grosse Vorteil des Mittelmeers liegt. Seine Antwort: „Frühstück draussen im T-Shirt und Shorts im März.“ Und ja, das ist ein unschlagbares Argument.

Dazu kommt die Landschaft. Ibiza ist rau, wunderschön und überraschend vielfältig. Das Essen? Zweifellos besser als im Norden, insbesondere besser als in England. Also, wir lassen uns darauf ein und sind gespannt, welche Magie das Mittelmeer noch für uns bereithält.

 

Ein weiteres Erlebnis, das ich nicht unerwähnt lassen möchte, ist unsere unerwartete Begegnung mit dem Flottillensegeln. In Almerimar haben wir uns für einen langen ersten Schlag von 160 Seemeilen entschieden – 30 Stunden am Stück auf See. Gemeinsam mit Roger von der SY Ephyra segelten wir durch die Nacht. In Alicante stiess seine Partnerin zu ihm, und weil es so gut passte, sind wir seither zusammen unterwegs. Jeder auf seinem eigenen Boot, in seinem eigenen Rhythmus – aber dennoch miteinander verbunden. An Land geniessen wir gemeinsame Abende beim Essen, auf Wanderungen oder bei einem Aperitif. Eine völlig ungeplante, aber ungemein bereichernde Erfahrung.

Wie lange Rosalie und Ephyra noch denselben Kurs fahren, wissen wir nicht. Doch genau diese Begegnungen sind es, die das Unterwegssein so besonders machen. Sie sind es, die dem Reisen seine Seele geben.

 

Ich freue mich auf mehr Mittelmeer!

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Kommentare: 2
  • #1

    Ruedi (Donnerstag, 03 April 2025 19:26)

    So schön geschrieben, dass es mich auch wieder glustet. ��

  • #2

    Serge (Donnerstag, 03 April 2025 19:43)

    Genau macht sehr gluschtig…