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Winterlager und Gemeinschaft

 

Standort Marina Almerimar

36°41’798N / 002°47’317W

Nach sechs Monaten unterwegs, mit unzähligen Horizonten hinter uns und neuen noch vor uns, haben wir in Almerimar vorerst einen Ankerplatz gefunden – nicht nur für unser Boot, sondern auch für uns. Der Hafen ist ein bekannter Treffpunkt für Langfahrer, ein Ort, an dem Geschichten und Routen sich kreuzen, wo Seglerinnen und Segler innehalten, um zu reparieren, zu planen, und manchmal auch einfach nur zu sein.

 

Das Winterlager hier ist für uns auch ein Rhythmuswechsel. Ein Hafen mit einer "Werft" – eigentlich eher ein Kiesplatz – auf dem sich die Spuren der vielen Reisen und Träume mischen. Wir haben entschieden, Rosalie hier bis Ende Februar zu lassen. Ein Heimaturlaub ruft im Dezember, und im Februar wird Rosalie noch einmal an Land kommen: Das Unterwasserschiff wollen wir neu streichen, den Wasserpass anheben, den Rumpf polieren und das Teakholz schleiffen – eine letzte Pflege auf dem Trockenen, bevor wir das Mittelmeer erobern und unsere Reise Richtung Griechenland fortsetzen.

 

Die vergangenen Wochen waren eine Mischung aus Arbeit und Genuss. Tage, an denen die To-Do-Listen uns wie das Meer umgaben, endeten in der Zufriedenheit kleiner, geschaffter Ziele. Der Motor hat einen umfassenden Service erhalten, das Teak im Cockpit wurde abgeschliffen, und unzählige Meter Kabel – Zeichen vergangener Improvisationen – fanden entweder Ordnung oder den Weg in den Müll. Das Werkeln hat etwas Meditatives, wie das Rauschen der Wellen, ist aber oft auch anstrengend. Doch es gibt auch eine andere Seite dieses Ortes, die unser Herz berührt hat: die Gemeinschaft.

Hier in Almerimar sind wir Teil einer lebendigen, deutschsprachigen Segler-Community geworden. Der Austausch am Stammtisch, das Lachen beim Boule, die ruhigen Momente beim Yoga am Strand – all das bringt uns neue Energie und Verbundenheit. Nach Monaten des ständigen Aufbrechens und Ankommens fühlt sich dieses Leben fast wie ein Zuhause an. Eine Art Hafen auch für die Seele.

 

Die Sonne schenkt uns tägliche Wärme, und die Temperaturen um die 22 bis 25 Grad erinnern uns daran, wie grosszügig der Süden sein kann. Selbst das Meer lädt noch zum Schwimmen ein – ein herrlicher Luxus. Zwischen all dem gibt es Zeit, durchzuatmen, die Verbindung zu anderen zu geniessen, ohne die Sprachbarrieren, die uns sonst manchmal begleiten. Hier gehen die Gespräche tiefer, der Austausch wird zur Bereicherung.

 

Es ist ein Leben, das so anders ist als die rastlose Bewegung der letzten Monate, und genau das macht es so wertvoll. Wir geniessen den Moment, wissen aber auch, dass bald wieder andere Horizonte rufen. Unsere Rosalie wird in unserer Abwesenheit gut behütet sein – Nachbarn halten ein wachsames Auge auf sie.

 

Für jetzt geniessen wir den Ankerplatz und die Menschen um uns herum. Ein Zuhause auf Zeit, das uns stärkt für die nächsten Abenteuer.

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Kommentare: 4
  • #1

    Gabi (Samstag, 16 November 2024 16:40)

    Wunderschön geschrieben. Ich stimme Euren An- und Einsichten aus vollstem Herzen zu. Gabi SY Alua

  • #2

    mutti (Samstag, 16 November 2024 17:06)

    ich freue mich soooooo sehr auf euch ��������

  • #3

    Sandro (Samstag, 16 November 2024 20:07)

    Danke für euren bereichernden und ausführlichen Bericht. Ihr habt den Hafen für eure Seele und das zu Hause dort ausgewählt. Viel Spass beim chillen, bouwlen, schleifen usw.
    Häbets guet . Das gute liegt so nah

  • #4

    Serge (Mittwoch, 04 Dezember 2024 16:48)

    Danke für die tollen und mit Eloquenz gespickten Berichte. Ich für meinen Teil, freue mich aber auch, über Silvester/Neujahr einen erschöpfenden Einblick in die Wissenschaft des Yoga geniessen zu dürfen.
    Yogi Remoshwar wird uns sicher die nötigen Einweisungen präsentieren!
    In diesem Sinn: ein 3faches Om – Om – Om