Orca Up Date

Standort: Hafen Peniche da Cima

39°21’110N / 009°22’300W

Da sind wir also, mitten an der portugiesischen Küste, kurz vor Lissabon. Zeit, endlich über das zu sprechen, was uns derzeit wirklich beschäftigt: Orcas. Diese schwarz-weissen Riesen des Atlantiks treiben uns um, mit ihrer Vorliebe für Segelboote. Warum sie ausgerechnet Segelboote für ihre „Spiele“ auserkoren haben? Offenbar sind wir einfach interessanter als Thunfische…

Aber zuerst die gute Nachricht: Bis jetzt hat uns kein Orca „Hallo“ gesagt – und darüber sind wir ehrlich gesagt nicht traurig. Schliesslich haben wir es uns gerade erst im Hafen von Peniche gemütlich gemacht, und die Begegnung mit einem verspielten Orca steht nicht ganz oben auf der To-do-Liste.

Der Atlantik – Eine Achterbahnfahrt 

Mit dem Wetter hatten wir bis anhin glück – wenig Wind. Das hat allerdings den Effekt, dass Rosalie meistens als Motorboot unterwegs ist. Das passt uns ganz gut, denn so bleiben wir sicher in Küstennähe, wo wir den bevorzugten Fanggebieten der Orcas aus dem Weg gehen können. Aber selbst bei fast Windstille hat der Atlantik hier seine eigene Show: Der Schwell, also das rhythmische Auf und Ab der Wellen, erreicht gerne mal 3 bis 4 Meter Höhe. Es fühlt sich dann an, als würde man auf einem riesigen Wasserhügel fahren – und dann wieder nach unten sausen. Die  Wellen erinnern uns immer wieder daran, wer hier wirklich das Sagen hat.

Schnitzeljagd mit den Orcas – Digital Edition

Zum Glück hatten wir bislang keine direkte Begegnung mit den Orcas. Jeden Tag checken wir daher brav die Seite www.orcas.pt, um zu sehen, wo die „Meeresrowdys“ zuletzt gesichtet wurden. So bekommen wir ein besseres Gefühl dafür, wo sie sich herumtreiben, auch wenn wir wissen, dass die Orcas in 24 Stunden bis zu 100 Seemeilen zurücklegen können. Da fühlt man sich fast wie bei einer Schnitzeljagd, nur dass das Ziel der Jagd im besten Fall weit weg von uns bleibt.

Unser treuer Begleiter, der „WalPal“, ist natürlich auch immer dabei. Dieses Hightech-Spielzeug sendet Schallsignale aus, um die Orcas auf Distanz zu halten. Nett, oder? Es beruhigt auf jeden Fall unser Gewissen – auch wenn es anscheinend auch die Delfine verscheucht hat. Früher kamen die fröhlichen Flossenträger regelmässig vorbei, um uns Hallo zu sagen. Jetzt? Fehlanzeige. Aber wenn das bedeutet, dass die Orcas ebenfalls Abstand halten, dann nehmen wir den „Delfinentzug“ gerne in Kauf.

Netzfischen – Aber bitte ohne Fische

Wenn man nah an der Küste fährt, fühlt man sich zwar sicherer, aber auch wie in einem Hindernisparcours. Überall lauern Netze, Reusen und Leinen, die nur darauf warten, sich in deinem Propeller zu verheddern. Heute war es dann soweit: Unser WalPal – eigentlich für den Wal-Abwehrdienst zuständig – hat sich stattdessen als Fanghelfer verdingt und prompt eine Leine mit Haken eingesammelt. Plötzlich waren wir nicht nur Segler, sondern auch unfreiwillige Schleppfischer!

Zum Glück haben wir den blinden Passagier schnell entdeckt und ihn losgeschnitten, bevor der WalPal abgemustert hat. Aber das reichte noch nicht: Wenig später hatten wir erneut eine Leine erwischt, die sich fies unter unserem Boot verknotet hat. Ein bisschen konnten wir unter Fahrt davon abschneiden, aber der Rest blieb hartnäckig. Also hiess es: Tauchgang für Remo! Mit Taucherbrille und Messer bewaffnet ging er mutig ins Wasser und entfernte den Rest des Netzwerks – und das gemeinste? Wir hatten keinerlei Fangglück! Kein einziger Fisch als Dankeschön für all die Mühe.